Dänemark-Exkursion 2016

Eindrücke der Reise verfasst von Ramona Ramsenthaler

10.03.2016

Wir starteten um 8:30 Uhr nach Dänemark.

Bereits um 15 Uhr hatten wir den ersten Grabhügel eines ca. 1375 v. Chr. verstorbenen Mädchens in Egtved erreicht, der 1941 durch einen ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger (!) entdeckt worden war. Man hat vor kurzem heraus gefunden, dass das Mädchen aus dem Schwarzwald stammte (soviel zur damaligen Reisetätigkeit …).

Alle Bodendenkmale sind hier in Dänemark wunderbar ausgeschildert 🙂

Als nächstes fuhren wir nach Jelling, der ersten christlichen „Hauptstadt“ Dänemarks, es geht so um das 10. Jahrhundert.

Jelling

Im Foto seht ihr den Runenstein mit der „Taufurkunde“ Dänemarks und einem der großen Grabhügel. Das Ganze hat auch was mit König Harald Blauzahn zu tun, nach dem die der Archäologie sehr verbundenen Dänen den Datenübertragungsstandard „Bluetooth“ benannt haben. 🙂

Neben der riesigen Anlage befindet sich ein tolles Museum, bei dem der Eintritt sogar frei war!

Gegen 19 Uhr erreichten wir unser Quartier in Skanderborg, heute Hostel, 1945 Gefangenenlager der Luftwaffe, dann Lager für Flüchtlingsfamilien überwiegend aus Ostpreußen…

Im Gemeinschaftsraum hatten wir einen interessanten (Rolfs Erzählungen zur dänischen Geschichte) und lustigen Abend …

11.03.2016

Der Morgen am zweiten Tag empfing uns mit heftigem Nebel, sodass Herbert Remmel gleich Herrn Mörike zitierte: „Im Nebel ruhet noch die Welt …“

Älteste Kirche von Aarhus

Hier das Foto der ältesten Kirche von Aarhus, die nun vor dem Moosgaard-Museum steht, das im Hintergrund kaum zu erkennen ist 🙂

Das Museum muss man nicht sehen, den Bau bzw. die spezielle Architektur kennen bestimmt alle, aber man sollte es unbedingt besichtigen. Es ist in jeder Hinsicht zur Zeit das beste Museum, und das nicht nur wegen der Funde aus Mecklenburg … darunter der Kultwagen von Peckatel, die Stabdolche von Menzlin und andere tolle Sachen. Auch der bronzene Halsschmuck aus Alt Sammit ist da ausgestellt 🙂 Wir können nur jedem empfehlen, das Museum zu besichtigen und sich viel Zeit zu nehmen…

Gegen 16 Uhr hatten wir dann unseren Außentermin und wollten Grabhügel der Bronzezeit besichtigten. Die gut erhaltenen Personen, die aus diesem Grabhügel geborgen wurden, haben wir im Museum in ihren Särgen im Original mit allen Beigaben gesehen und in einer ausgezeichneten Rekonstruktion als Figurengruppe sehr authentisch dargestellt erlebt.

Von Aarhus bis Borum Eshoj fuhren wir wieder über „Berg“ und Tal und stellten wie schon gestern fest, dass Dänemark keinesfalls ein plattes Land ist …

Grabhügel, 1350 v. Chr., Borum Eshoj

Die Grabhügel tronen auf einem „Berg“ und man hat einen tollen Blick ins weite Land!

Der Abend klang in gemütlicher Runde und interessanten Gesprächen aus, auch das Schweriner Petermännchen war dabei, aber nur als Geist 😉

Inzwischen lernen wir bei Rolf Schulze etwas dänisch 🙂 „Tak“ heißt „Danke“, was besonderen Dank heißt, habe ich leider schon wieder vergessen.

Es war ein toller Tag, der mit viel Sonnenschein zu Ende ging!

12.03.2016

Der Tag begann wie gestern mit dichtem Nebel, aber leider löste er sich den ganzen Tag nicht auf. Außerdem ist die Kälte, heute waren es im Durchschnitt +2°C, viel feuchter als bei uns. Deshalb empfinden wir es alle als ziemlich kalt hier…

Nach einem sehr frühen Frühstück ging es nach Aarhus zur Fähre. Gegen 8:30 Uhr fuhr ich das erste Mal mit einem Auto auf solch eine, allerdings über eine Brücke in die zweite Ebene, oh Schreck: ich bin nicht schwindelfrei und Gottseidank hatte mir keiner gesagt, dass ich über eine solche Brücke fahren muss.

Ich habe es überstanden. Allerdings war das Wetter die Katastrophe, denn wir sahen nix bzw. nur dicke Nebelwände.

10:15 Uhr landeten wir in Odden und brauchten dann noch eine Stunde bis nach Roskilde, fuhren zwar auf einer schmalen Halbinsel, könnten aber weder Wasser noch sonst was sehen, Sichtweite war teilweise nur 50 m weit.

Gegen 12 Uhr erreichten wir Roskilde. Zuerst bewunderten wir Arbeiter beim Bau eines neuen Wikingerbootes.

Hintergrund: Bau eines Wikingerbootes

Dann ging es ins Museum, wo wir zu Beginn einen Film über die Entdeckung der 5 Boote an der Schiffssperre Roskilde erfuhren, die heute rekonstruiert im Museum ausgestellt werden. Es gibt Nachbauten dieser Handelsschiffe und zwei Kriegsschiffe aus Wikingerzeiten, an denen vor dem Museum fleißig gewerkelt wurde. In der wärmeren Jahreszeit kann man damit aufs Wasser hinaus fahren 🙂

Ein Besuch des Museums lohnt sich vor allem auch wegen der Museumspädagogik, man kann sich als Wikinger verkleiden (toller Kleiderfundus) und in zwei Nachbauten der Boote sehr gut fotografieren oder Wikinger spielen…

Nach einem sehr guten Imbiss mit originalen wohlschmeckenden Gerichten ging es in den Dom von Roskilde. Dieser ist sehenswert, nicht nur wegen der Grablage der Könige.

Der Abend endete diesmal individuell, alle waren heute ziemlich k.o. und es mussten die vielen Eindrücke der letzten Tage verarbeitet werden.

Morgen geht es nach Kopenhagen ins Nationalmuseum, aber mit der S-Bahn.

13.03.2016

Der Tag begann etwas später (erst 8:30 Uhr) mit einem sonntäglichen Frühstück in Roskilde, wir waren im Hostel neben dem Wikingermuseum untergebracht.

Im Anschluss ging es zum Morgenspaziergang quer durch die Altstadt von Roskilde am Kloster und am Dom vorbei zum Bahnhof, Winterlinge und jede Menge Schneeglöckchen begleiteten uns.

Mit der S-Bahn waren wir in 20min in Kopenhagen und 10min später im Nationalmuseum, das alle enorm begeistert hat. Moosgaard bzw Aarhus ist zwar moderner, aber das Nationalmuseum hat eine unwahrscheinliche Fülle an Funden.

O-Ton Rolf Schulze: „Typisch dänisch beginnt der Rundgang in einem Raum, in dem Funde der ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger des letzten Jahres ausgestellt sind!“

Übrigens ist der Eintritt in dieses Museum und alle Sonderausstellungen frei:-)

Luren aus der Bronzezeit

Dann hatten wir eine tolle Führung mit Rolf. Highlights waren das Mädchen von Egtved, der , aber auch wunderbare Steinwerkzeugfunde. Und wir haben gelernt, dass die Dänen nicht von der Altsteinzeit und Jungsteinzeit sprechen, sondern von der Jägersteinzeit und der Bauernsteinzeit.

Kultwagen von Trundholm

Nach 2,5 Stunden machten wir einen Abstecher ins Café, wo es leckeren dänischen Kuchen gab, die Brownies sind Klasse.

Danach bewunderten wir die fantastischen (Gold)- Funde aus der Wikingerzeit…

Und dann hatten wir das Glück, dass die Sonderausstellung zur Rettungsaktion der Weißen Busse bis Ende März verlängert worden ist. Diese Hilfsorganisation des dänischen und schwedischen Roten Kreuzes hat am Kriegsende einigen KZ-Häftlingen aus Skandinavien das Leben gerettet. Die Busse zum Transport der Menschen wurden weiß angestrichen und auch auf dem Dach mit einem roten Kreuz versehen, damit sie nicht bombardiert werden. Die Routen führten u.a. auch vom KZ Ravensbrück durch Mecklenburg.

Die Weißen Busse
Die Weißen Busse

Dr. Helga Niet hat in den vergangenen Jahren dazu geforscht und viele Details heraus bekommen. Eine eindrucksvolle, aber auch bedrückende Ausstellung…

17 Uhr schloss dann das Museum und wir bummelten noch ein wenig durch die Kopenhagener Innenstadt, besichtigten neben dem Rathaus die Säule mit den Lurenbläsern und trafen auf Hans Christian Andersen 😉 Dieser hat übrigens nicht nur Märchen sondern auch wunderbare Gedichte geschrieben. Unter anderem eins über Großsteingräber, aber das will uns Rolf Schulze in den nächsten Tagen noch schicken…

Den letzten Abend verbrachten wir bei einem Italiener, aber die Umstände waren etwas eigenartig und sollen hier nicht näher beschrieben werden. Es gibt da wohl Fotos, die zeigen wie wir anstelle der Kellner die Abrechnung machen 🙂

Singend wanderten wir zum Quartier, das sich neben dem Wikingermuseum befand, in einer sehr ruhigen Gegend. Überhaupt hatten wir den Eindruck, dass in Dänemark alles etwas gemütlicher zugeht. Dazu später mehr.

14.03.2016

Nun kommt noch der Abschlussbericht vom letzten Tag unserer tollen Reise. Leider mit Verspätung, aber heute war ja schon wieder ein Arbeitstag.

Der letzte Tag brachte Dänemark unseren Herzen noch näher, denn wir hatten einen vorfristigen Osterspaziergang im Wald hinter Nykobing 45min von Gedser entfernt. Nach dem Frühstück waren wir schon 1,5 h von Roskilde Richtung Gedser bzw. dann nach Nykobing und weiter über die Äcker gefahren.

Es begann mit einem kleineren Großsteingrab und endete mit dieser wunderschönen Anlage.

Im warsten Sinn des Wortes treffen Goethes Worte zu: „Hier ist des Volkes wahrer Himmel. Zufrieden jauchzet groß und klein, hier bin ich Mensch, hier darf ich ’s sein!“

„Hoffnungslosglück“ haben wir auch gesehen, denn rechts und links des Weges blühten Winterlinge und Schneeglöckchen im Wald. Damwild wechselte über den Weg und Mutter Natur hat uns sehr erfreut.

Nur bis zum Strand haben wir es dann nicht mehr geschafft, weil wir ja die Fähre nach Rostock erreichen mussten und die vielen Riesengroßsteingräber viel zu spannend waren.

Wir waren alle sehr traurig, na, fast alle, und haben beschlossen, sobald wie möglich wieder auf Reisen zu gehen, bestimmt auch zu diesem archäologischen Lehrpfad mit den Riesengrabstätten bzw. -hügeln.

Man muss dieses Land mögen, wo selbst auf der Butter Luren abgebildet sind, ganz zu schweigen von den Geldscheinen mit den abgebildeten Fundstücken …

Beim Runterfahren von der Fähre merkte man am Gedränge der Fahrzeuge, dass man wieder in Deutschland ist. Da fahren die Dänen wesentlich rücksichtsvoller …

Gegen 19 Uhr erreichten wir Schwerin und hatten das Gefühl, von einer wochenlangen Reise zurückgekehrt zu sein …